- Wettbewerb
- in Planung
- in Bau
- Fertiggestellt
- Wohnbau
- Öffentliche Bauten
- Sonderbauten
- Privathäuser
- Innenraum
- bis
- Filter zurücksetzen
Projektdaten
Anzahl Wohneinheiten: 279 Wohnungen | goya: 156
Grundstücksgröße: 13.625 m²
Bebaute Fläche: 5.711 m²
Nutzfläche Wohnen: 21.245 m²
Team
Architektur: goya, wup
Freiraum: DnD
Visualisierung: goya
PROJEKTBESCHREIBUNG
Städtebau
Entlang der Süßenbrunnerstraße orientiert sich der Entwurf am städtebaulichen Leitbild. Ebene Gebäudefronten und ähnlich dimensionierte Fassadenlängen nehmen Bezug auf die benachbarte Umgebung. Eine differenzierte Höhenentwicklung verweist auf die wellenförmigen Dächer der Nachbarbebauung und erzeugt gleichzeitig eine kleinteilige Gliederung, die charakteristisch für das neue Quartier wird.
Die beiden im städtebaulichen Leitbild vorgesehenen großvolumigen Baukörper der Westzeile werden durch Vor- und Rücksprünge und eine starke Höhendifferenzierung in elf unterschiedliche Baukörper strukturiert und damit eine Maßstäblichkeit erzeugt, die der Wohnnutzung gerecht wird. Dadurch, dass zwei der elf Baukörper nur zwei- anstatt fünfgeschossig ausgeführt werden, wird die im städtebaulichen Leitbild vorgegebene Durchlässigkeit nach Westen deutlich erhöht. Das System der kleinteiligen Gliederung wird auch beim großen Baukörper am Park angewendet. Aus dem Volumen wird hier zudem ein schlanker Turm herausgeformt und so ein markantes Entree zum Park hin geschaffen.
Zweigeteilte Silhouette – „Laubengärten“
Charakteristisch für sämtliche Gebäude ist eine Teilung in begrünte Sockel und darüber „schwebende“ Baukörper. Aus einer eingeschossigen durchgehenden Fassadenbegrünung entlang der Süßenbrunnerstraße entwickeln sich zwei- bis dreigeschossige „Laubengärten“ in die Tiefe des Bauplatzes. In die Gebäude eingeschnittene Freiflächen werden über Spalierwände bepflanzt und können hier als private grüne Lauben genutzt werden. Damit wird die Freifläche zwischen den Gebäudezeilen nicht nur in der Tiefe erweitert sondern auch bis ins dritte Obergeschoss in die Höhe entwickelt. Aus der Grünfläche wird so ein echter dreidimensionaler „Grün-Raum“. Die geschickt positionierten Hoch- und Tiefpunkte, vor allem bei den Gebäuden der Westzeile, ermöglichen dabei immer wieder Durchblicke von der Mittelzone bzw. von den Vorhöfen aus in Richtung Gewässerschutzgebiet.
Grüner Horizont
Von Westen aus betrachtet ist die Perspektive aus großer Distanz prägend für das Areal. Durch die zweigeteilte Silhouette verbinden sich hier die grünen „Laubengärten“ mit den Bäumen des Gewässerschutzgebietes zu einem grünen Horizont, über dem die einzelnen Baukörper gleichsam „schweben“. Das Grün des Naturschutzgebietes wird so bis zur Süßenbrunnerstraße hin erweitert.
Energiebündel
Sämtliche Dächer - ausgenommen die der privaten Dachterrassen und die beiden gemeinschaftliche Dachgärten - werden extensiv begrünt und vollflächig für die Installation der PV-Anlage genutzt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, an den Fassaden PV-Paneele an dafür vorgesehen Stellen zu montieren. Über die tatsächliche Montage der Fassaden-Paneele kann
der/die Nutzer:in selbst entscheiden – bei einer Wohnung Typ C würden sich damit bis zu 10 m2 Modulfläche ergeben, deren Energie direkt und unmittelbar über die eigene Steckdose genutzt werden kann. Die Baukörper selbst sind damit wahre Energiebündel!
Wohnungen
Alle Wohnungen in den Gebäuden an der Süßenbrunnerstraße sind durchgesteckt und mit Gärten bzw. Dachgärten wie Einfamilienhäuser organisiert. Die Wohnungen in den Gebäuden im Westen sind zum größten Teil über Eck organisiert und querlüftbar.
Zur Mittelzone werden keine Mietergärten ausgebildet, sondern nur private Terrassen innerhalb der „Laubengärten“. Die Abgrenzung erfolgt über Schwellen (Brücken) über die Sickermulden. Die meisten Wohnungen verfügen somit über private Gärten nach außen (nach Westen und Osten) und gleichzeitig über Terrassen in den „Laubengärten“, die ein hohes kommunikatives Potenzial aufweisen.
Klimaresilienz
Durch die differenzierte Ausbildung der einzelnen Baukörper wird eine kleinteilige städtebauliche Struktur geschaffen. Höhenunterschiede und Zwischenräume zwischen den einzelnen Baukörpern schaffen nicht nur spannende Blickbeziehungen, sondern ermöglichen auch eine Ost-West-Durchlüftung im gesamten Quartier. Dies stellt sowohl im großen als auch im kleinen Maßstab einen wesentlichen Beitrag gegen sommerliche Überhitzung und für mehr Klimaresilienz dar.
Die „Laubengärten“ in den Sockelzonen führen das horizontale Grün der Mittelzone in die vertikale Ebene der Fassaden und ermöglichen erdgebundene Fassadenbegrünungen. Diese Rankgerüste setzen gestalterische Fassadenakzente und bewirken eine angenehme Kühlung und Beschattung der dahinter liegenden Wohnungen. Die Farbgebung der Fassadenflächen oberhalb der „Laubengärten“ wird durch dezente, harmonisch aufeinander abgestimmte Weiß-Schattierungen bestimmt, wodurch eine Erhöhung des Albedo-Effekts erzielt wird. Sickermulden, eine Blaue Infrastruktur, Wasseraufnahme und Speicherung von Regenwasser wirken sich günstig auf das örtliche Klima aus.
Auf den Dächern sind vorwiegend Dachbegrünungen vorgesehen. Diese als Biodiversitätsdächer ausgestalteten, extensiven Gründächer schaffen Habitate für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Im Zusammenspiel mit den „Laubengärten“ in den Sockelzonen wird so das „Grüne Band“ des Schutzgebiets des Wald- und Wiesengürtels durch das Bearbeitungsgebiet bis zur Süßenbrunnerstraße geführt. Mehr als das erforderliche Ausmaß an PV-Modulen wird auf den Dachflächen der einzelnen Gebäude angebracht.
Zusätzlich sollen die Bewohner:innen die Möglichkeit erhalten, auf Wunsch ihre eigenen PVModule an der Fassade montieren zu lassen. Dafür werden jeweils neben den Fenstern Platzhalter vorgesehen, auf die die Paneele montiert werden können. Über eine eigene Steckdose in den Wohnungen wird so den Bewohner:innen ermöglicht, selbst produzierten PV-Strom direkt im täglichen Leben zu nutzen. Ein ca. 2 m2 großes Paneel liefert je nach Ausrichtung einen jährlichen Ertrag von ca. 300 - 375 kWh, mit dem etwa die Waschmaschine ein ganzes Jahr betrieben werden kann. Bei einer Dreizimmer-Wohnung wären bis zu 10 m2 PV-Paneele mit entsprechender Stromgewinnung möglich.
Diese Kombination aus Fenster und PV-Paneel vereint so geschickt planerische Elemente und ökologischen Nutzen und erzeugt gleichzeitig eine vielfältige Fassadengestaltung. Die Energieversorgung erfolgt zu 100 Prozent aus Alternativ-Energie. Diese sollte baufeldübergreifend koordiniert werden.
Freiraumgestaltung
Die Freiräume des Wohnbaues gliedern sich in je zwei Vorplätze und Gartenhöfe, einen Zentralstreifen, Puffergrün zwischen privatem und öffentlichem Raum sowie Mieterterrassen. Eine in ihrer Oberfläche geteilte Mittelachse durchzieht das Bearbeitungsgebiet (versickerungsoffenes Pflaster in zwei unterschiedlichen Größen). Kleine Platzerweiterungen in Richtung der Vorplätzte und der Gartenhöfe binden die Räume aneinander. Der Übergang zwischen privaten und wohnungsbezogenen Grünflächen erfolgt durch leichte Mulden die gleichzeitig der natürlichen Versickerung dienen. Ministege führen zu den privaten Terrassen. Die Mulden fungieren mit passender intensiver Bepflanzung auch gleichzeitig als Pufferflächen.
Die Namen der Vorplätze „Schattenhain“ und „Sonnenlaube“ sind Programm: Der „Schattenhain“ besteht aus einer dichten Rasterpflanzung aus hochstämmigen Kleinbäumen. Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia) und Blumen-Esche (Fraxinus ornus) sind Zukunftsklimabäume, die durch ihr dichtes Blätterdach vorzügliche Schattenspender in der Sommerhitze sind. Die Pergolen der „Sonnenlaube“ sind mit duftigen Kletterpflanzen wie Akebie (Akebia quinata) und Honigbeere (Actinidia sp. männliche Sorten) begrünt. Der Platz ist punktuell durch mehrstämmige Gefülltblütige Vogelkirschen (Prunus avium ‘Plena‘) gegliedert, die durch ihre weißen Blüten einen attraktiven Frühlingsaspekt bildet. Die Gartenhöfe zwischen den Baukörpern beherbergen die Spielplätze. Der „Waldspielplatz“ ist mit hochstämmigen Groß-, Mittel- und Kleinbäumen strukturiert. Baumarten wie Hainbuche (Carpinus betulus), Mehlbeere (Sorbus aria), Ulme (Ulmus x hollandica ‘Lobel‘ und ‘New Horizon‘) schaffen einerseits Waldatmosphäre und anderseits ein angenehmes Raumklima. Holzstege und Plattformen durchziehen in unterschiedlichen Ebenen den Wald. Der Spielplatz „in den Wiesen“ ist umgeben von pflegeleichten gräserdominierten Magerwiesen. Arten wie Mittleres Zittergras (Briza media), Schaf-Schwingel (Festuca ovina) und Aufrechter Trespe (Bromus erectus) sind bestandbildend. Ein Steg mit Kletter- und Rutschangeboten bildet hier den Schwerpunkt.
Der „Zentralstreifen“ ist intensiv und gärtnerisch mit Blumenbeeten aus Ziergräsern und Blütenstauden sowie mehrstämmigen Gehölzen begrünt. Standortegerechte hitzeverträgliche Arten wie Judasbaum (Cercis siliquastrum), Atlas-Schwingel (Festuca mairei), Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Kalk-Aster (Aster amellus), Goldgarbe (Achillea ‘Credo‘), gemeinsam mit Blumenzwiebeln wie Wild-Tulpe (Tulipa sylvestris), Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum), Gelb-Lauch (Allium flavum) und Kugelköpfiger Lauch (Allium spaerocephalon) bilden eine jahreszeitliche Aspektfolge in Lila und Gelb. Das „Puffergrün“ zu den Mietergärten setzt sich aus hitzeliebenden Hibiskussträuchern (Hibiscus syriacus) gemeinsam mit überhängenden Sträuchern wie Buschklee (Lespedeza thunbergii) zusammen.
Die extensiven Gründächer sind als Biodiversitätsdächer ausgestaltet, die ökologisch besonders wertvoll sind. Neben einer artenreichen Wildblumen-Gräser-Sedummischung mit Arten wie Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Gold-Aster (Aster linosyris) und Lein (Linum austriacum) sind die Dächer zusätzlich mit Habitatstrukturen wie Totholz, kleinen Steinhaufen, Sandflächen und temporären Wasserstellen angereichert. Damit werden zahlreiche Wildtiere, insbesondere Insekten gefördert. Darunter sind Schmetterlinge wie Hauchechel-Bläuling, Augenfalter wie Kleines Wiesenvögelchen, Edelfalter und weitere, aber auch Hautflügler insbesondere Sand- und Furchenbienen sowie Sand- und Grabwespen können sich ansiedeln.
Die robuste und standortangepasste Begrünung ist pflegereduziert. Die Beetpflanzungen beispielsweise werden durch einen pauschalen Rückschnitt im ausgehenden Winter gepflegt.